Filme
und Funktion der Filme in damaliger Zeit
(50
ger Jahre und früher)
Die Filme
wurden gedreht, um einerseits die Bevölkerung zu unterhalten, ihr etwas
Hoffnung zu geben und andererseits die Möglichkeit zu schaffen belastende
Kriegserlebnisse zu vergessen bzw. zu verdrängen.
Häufig
setzte man sich inhaltlich mit trivialen Themen auseinander, die es dem
Betrachter leicht machten, sich mit einer positiven Leitfigur (z.B. Filmhelden)
zu identifizieren und somit die Realität auszublenden.
In der
Nachkriegszeit nahmen die damaligen Besatzungsmächte massiven Einfluss auf das
gesamte kulturelle Angebot und speziell auf das sich entwickelnde
Fernsehprogramm, um so medien - bzw. massenwirksam zu einer politischen
Umorientierung und zunehmenden Demokratisierung beizutragen.
Zitate:
S.10
Der Erzherzog wurde angekleidet, er wurde hergestellt.Hier ein Orden, da ein
Band, ein Kreuz, ein strahlender Stern, Fangschnüre des Schicksals, Ketten der
Macht, die silberne Schärpe, das goldene Vlies, zum Lob und Ruhm des Erlösers,
zum Schutz und zur Förderung des christlichen Glaubens und der Kirche, zur
Tugend und Vermehrung guter Sitte gestiftet.
S.12
Die Leute hatten die Nase voll; sie hatten genug von der Zeit, genug von den
Trümmern; die Leute wollten nicht ihre Sorgen, nicht ihre Furcht, nicht ihren
Alltag, sie wollten nicht ihr Elend gespiegelt sehen.
S.16
Sie war hungrig nach dem Leben, wie es ihr Filme zeigten, sie war eine
verwunschene Prinzessin, zu niederem Dienst gezwungen.
S.21
In die Engellichtspiele kann man schon am Morgen vor dem Licht des Tages
fliehen.Der letzte Bandit ist ein Klassenschlager.Der Lichtspielbesitzer
telegraphiert die Besucherzahl an den Filmverleiher.Hausrekord, Zahlenakrobatig
wie einst die Meldung Bruttoregistertonnen versenkt.
S.39
...sie gingen weiter, an den Neubauten der Kinos Unsterbliche Leidenschaft
gnadenlos ergreifendes Arztschicksal,...
S.52
Ein Mann mit ihrem Talent!Sie dürfen sich nicht von ihrer Frau ernähren
lassen.Sie müssen sich aufraffen, Philipp.Warum schreiben sie keinen Film?Sie
kennen doch Alexander.Sie haben doch Beziehungen.Doch Philipp dachte"
welchen Film soll ich schreiben?Filme für Alexander?Filme für
Messalina?Erzherzogliebe im Atelier, ich kan das nicht, ich versteh das nicht,
Erzherzogliebe, was sagt mir das?die falschen Gefühle, die echten falschen Gefühle,
kein Organ dafür, wer will so was sehen?alle sagt man, ich weiß nicht, ich
will nicht!"
S.107
Es war schimpflich, dass Carla sich mit einem Neger verbunden hatte; es war
fürchterlich, dass sie von einem Neger geschwängert war; es war ein
Verbrechen, dass sie das Kind in sich töten wollte.Frau Behrend weigerte sich
weiter darüber nachzudenken.Das Schreckliche konnte man nicht aussprechen.Wenn
etwas geschah,was nicht geschehen durfte, musste man schweigen.Das war nicht das
Liebeslied, wie es Fr. Behrend im Radio hörte, das war nicht der Film,
den sie gerne sah, hier ging es nicht um die Leidenschaft eines Grafen wie in
den Romanheften, die so erhebend zu lesen waren.
S.120
Wenn Richard im Flugzeug auf der Treppe gelandet und mit Blumen im Arm
herausgesprungen wäre, dann hätte er vielleicht der erwartete Bräutigam des
reizlosen Geschöpfes sein können: ihm hätte selbst dann noch das Ritterkreuz
gefehlt.
Schlussfolgerung:
Die Personen versuchen die Realität (ihr Schicksal) zu verdrängen indem
sie in eine Scheinwelt flüchten, in der Hoffnung, dass ihre Träume bzw. Wünsche
"wie in einem Film" verwirklicht werden.Diese eskapistische Haltung führt
zur Passivität, weil die Welt in Ordnung scheint, und bestärkt eine
Stabilisierung der von oben gewünschten politischen Situation = politische
Restauration.